505er Standmodell bauen – Vom Papier in die Realität

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Wenn ich heute auf die Seite schaue und noch die den ersten Beitrag zum Bau der 505er Jolle überfliege, bin ich immer noch verwundert, dass es schon anderthalb Monate her ist, als mir die Idee in den Kopf schoss. Am „Anfang“ der Corona-Pandemie, kam in mir leicht Panik hoch, das mir die Decke auf den Kopf fällt, falls wir auch so eingesperrt werden wie die Italiener. Zum Glück kam es bei uns ja nicht so.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf schaute ich mir viele Modellbausätze (Corel, Marmoli, Krick & Co.) an, da ich schon früher mit dem Nachbau eine J-Class liebäugelte. Ganz überrascht war ich dann als meine Freundin auf die Vorstellungen meiner Pläne einfach nur mit „mach doch, aber nicht so groß“ antwortete. Da hatte ich mir schon etwas wiederwehr erwartet um mich von diesen Flausen abzuhalten. Großer Respekt Hasi 😉

Bei Youtube habe ich mir dann einige Videos dazu angesehen und welche mich nicht direkt überzeugten, ob mir die Fummelei gefallen würde. Außerdem gleich mit einem teuren Bausatz anfangen und dann dank Anfängerfehler verhunzen wollte ich nun auch nicht. Somit legte ich die J-Class zu den Akten und kam zum Drachen. Doch beim Drachen konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich nur das Standmodell baue für ca. 90€ oder den RC-fähigen Bausatz anfange.

Dank meiner Unentschlossenheit stolperte ich irgendwann über die Konstruktionspläne der 505er Jolle auf den Seiten der Klassenvereinigung. Ausgedruckt und anschließend lange nachgedacht, kam ich zu dem Entschluss einfach ein Boot zu bauen was es so noch nicht als Standmodel oder RC-Modell gab.

Schwupps, die Idee, der Wunsch einen 505er im Maßstab nachzubauen war geboren. Im Kopfkino ging es dann Richtig los. Vor dem geistigen Auge sah ich das Boot schon auf dem Schreibtisch stehen und meinem Sohn, Stieftocher und Freundin die Manöver erklären.

Doch wie setze ich das um? Über andere Modellbauseiten habe ich mir den Ablauf solcher Nachbauten angesehen. Sehr umfangreich und ausführlich war dabei „Andy’s Modellyachting Blog“, der anscheinend bei den RG65 RC-Segelbooten vieles erreicht hat.

Mit einem Bildbearbeitungsprogramm habe ich mir aus den Konstruktionsplänen die Spantenpläne für den kleinen 505er Nachbau zusammengestellt und auf Din-A3 runter skaliert. Gelandet bin ich so beim Maßstab 1:12. Sehr unspektakulär, muss ich zugeben. Mit einem Segelkameraden und auch 505er Segler aus dem Verein, habe ich mich noch kurzgeschlossen. Als Modellbaumeister gab Stephan noch einige Tipps mit und bekräftigte mich, dass ich mit meinem Plan zumindest nicht auf dem Holzweg bin.

Ab zum Baumarkt. Wie so oft startet meine Umsetzung der Hirngespinster mit dem Besuch beim Baumarkt. Wie sich auch später wieder rausstellte, eignen sich das Bastelsperrholz aus dem Baumarkt nur mäßig für den Modellbau. Das 5mm Papelholz ist verflixt nochmal weich, bricht schnell und oft auch etwas verzogen. Doch die Euphorie der rosaroten Brille ließ mich darüber hinwegsehen.

Wie der 505er Rumpf entsteht

Ich fing an das Pläne der Spanten auf das Holz mit Sprühkleber zu kleben und anschließend mit einer Laubsäge auszusägen. Die Ergebnisse sahen gut aus und machten Freude auf mehr. Auf eine lange Holzlatte aufgeklebt, entstand so das Spantenmodell vom 505er Rumpf. Die charakteristischen Formen des Rumpfes waren schon zu sehen.

Bevor es mit dem Beplanken weiterging, musste erst noch der Schwertkasten „entworfen“ und eingebaut werden. Dazu brauchte ich natürlich auch ein maßstabgerechtes Schwert. Also wurde erst mal das Schwert angefertig und Pi*daumen an den Rumpf der Bereich für den Schwertkasten abgemessen. Die maßstabsgerechte Position der Schwertachse wird vom Spiegel aus gemessen, wie in der Trimmanleitung zum 505er auf der Klassenseite beschrieben.

Nach dem das Gerippe an Spanten und Streben fertig gestellt war, ging es nun an das Beplanken. Auf Empfehlung von Stephan habe ich von der Mitte aus angefangen mit zwei möglichst großen Holzstückchen (Buche 1mm). Ran halten, schleifen, ran halten, bis die Bodenpartie passte. für den Übergang vom Boden zur Seite musste ich zum Glück nur zwei kleinere „Planken“ verwenden, was trotzdem schon jede Menge Anpassung und Geduld erforderte.

Im Detail könnt ihr das in meinem Artikel zum Bau des 505er Rumpfes nachlesen

Doch das Ergebnis sah schon ganz gut aus und motivierte für die nächsten Schritte.

Her mit der Farbe!

Auch wenn der Rumpf aus Holz und mit der einen Laminatschicht schon ganz gut aussah, muss er noch weiß werden. Welches Weiß nun das richtige ist kann ich schwer sagen. Ich habe einfach das gewählt, welches dem originalen 505er am ehesten entsprach. Warum? Ganz einfach, unter der Alterung, Witterung und Abnutzung verändert sich die Gelcoat-Stärke und auch die Farbe.

Bevor nun der Rumpf weiß wurde, musste er erst noch vorbereitet werden. Es wurde gespachtelt und geschliffen. Anschließend grundiert und zu guter letzt kam endlich der lang ersehnte Lack mit der Spraydose auf den Rumpf. Im Detail hier nachzulesen.

Der Modellboot-Ständer

So ein cooles Modell einer 505er Jolle muss auch einen angemessenen Ständer haben. Er sollte nicht sehr präsent sein, also musste etwas schlichtes her. Eine Idee war, das Boot direkt auf das Schwert zu stellen, was auch klappte. Dabei sind zwei Versionen entstanden, wobei die Version 2 die Finale ist. Mehr Informationen zum Bau der Modellboot Ständer, könnt ihr ebenfalls hier lesen

Mast und Baum – her mit dem Rigg

Ein Segelboot ohne Mast? Ne geht nicht. Für den Mast musste eine 8mm Holzstange herhalten, die ich eingespannt im Akkuschrauber runtergeschliffen habe. So konnte ich die Verjüngung des Mastes zur Spitze in etwa nach empfinden. Auch hier galt der Maßstab 1:12 zur Orientierung. Der Maßstabsgrechte Nachbau wäre wohl zu filigran geworden. Der Großbaum ist aus der gleichen Holzstange und verfahren entstanden. Hier habe ich versucht die Form nachzubauen oder eher nachzuschleifen.

Weil mein 505er auch eine doppelte Spibaumschleuder hat, darf die im Modell natürlich nicht fehlen. Dafür habe ich die Kohlefaserstangen eines Drachens verwendet, die Stephan noch übrig hatte.

Blöcken, Klemmen und viele Strippen

Das Modell der 505er Jolle sah nun schon ganz gut aus. Doch was zeichnet eine 505er Jolle neben der potenten Segelfläche und Agilität noch aus? Richtig, die ganzen Strippen, Trimmleinen, kurz das für den Leien etwas chaotisch wirkende lose gut. An dieser Stelle kam nun ein Segelkamerad namens Iven Sponholz ins Spiel. Irgendwann erwähnte Iven, dass er einen 3D-Drucker habe und so wendete ich mich mit dem Wunsch die Blöcke und Klemmen ausdrucken zu lassen an ihn. Ich selbst begeistert, von seiner Begeisterung über dieses Projekt, wusste sofort dass dieser Teil genau richtig bei ihm ist.

Dabei wurde die Konstruktionsleistung zum Teil durch die CAD-Vorlagen abgenommen, die von HARKEN auf der eigenen Webseite unterhalb der Produktdetails zur Verfügung gestellt werden. So mussten die Vorlagen einfach gesagt, runterskaliert werden. Der Maßstab 1:12 galt zur Orienierung, da die Blöcke schon sehr klein und zerbrechlichen werden würden, wenn wir den Maßstab strikt umsetzen. Das Ergebnis sieht spitze aus und der Anstrich mit einem Anthrazit-Farbton aus dem Revel-Farbkasten rundet das Ergebnis ab. Iven hat tolle Arbeit geleistet und so diesem sehr einmaligen Projekt das I-Tüpfelchen aufgesetzt.

Segel

Mit dem Wunsch nach Segeln wendete ich mich an einen Segelmacher in Rostock und meines Vertrauens, „Segelform Segelmacherei Baldewein“ mit Sitz im Rostocker Fischereihafen. Total begeistert von dem Aussehen des kleinen 505er Abbildes wurde sofort Material rausgesucht und darüber nachgedacht, wie die Segel am besten zu befestigen sind. Aktuell werden die Segel noch hergestellt. Der erste Blick auf das Großsegel sieht aber schon sensationell aus! Danke Tina und Tino!

Großer Dank

Auch wenn ich den involvierten Personen das schon hunderte Male gesagt habe. DANKE. Ohne eure Unterstützung wäre das Modell mit Sicherheit nicht so geworden! Die Tipps und Hinweise von Stephan waren Gold wert und haben mich vor den unnötigen Umwegen / Sackgassen bewahrt. Iven hat durch seine 3D- Druckerei eine Detailstufe ermöglicht, die wirklich einzigartig ist und die Segelform Segelmacherei tolle Segel gezaubert.

  • Stephan B.
  • Iven Sponholz
  • Segelform Segelmacherei Baldewein

Fotos

Fotos sagen mehr aus tausend Worte!

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