In der Notaufnahme ging dann alles seinen Lauf. Dem Diensthabenden Arzt erzählte ich, dass ich mir die Schulter ausgerenkt hatte und er die bitte schnellstmöglich einrenken möchte, weil es langsam unangenehm wird. Unzähligen Überredungsversuchen zum Trotz ging es erstmal zum Röntgen, wo leider nicht festgestellt werden konnte, dass die Schulter wirklich draußen ist.
Mit diesem erschütterten Befund und unerträglichen Schmerzen ging es dann wieder zurück in die Notaufnahme (OP) wo schon alle auf mich warteten 🙂
Von nun an ging alles ganz fix…Wo ich hinguckte, waren nur Schwestern und Ärzte, die alle routiniert Ihren Aufgaben nachgingen und mich ruhig stellten – hui…schönes Gefühl 🙂
Station E3
Irgendwann wachte ich dann im hintersten Zimmer auf der Station E3 auf. Nach und nach erfuhr ich dann, dass es nach der Ruhigstellung ins CT ging und dort folgende Unahnnämlichkeiten festgestellt wurden:
– gebrochenes rechtes Schulterblatt
– rechte Schulter nach oben, hinten luxiert (95% aller Schulterm luxieren nach vorne…)
– „Reverse Hill-Sachs-Syndrom“ – durch den Sturz auf die luxierte Schulter habe ich den den Schultergelenkskopf in einen Knochen reingequetscht
Reverse Hill Sachs Syndrom
Das „Reverse Hill Sachs Syndrom“ war von seltener und beachtlicher Größe… 4 cm lang, 1 cm tief und 1 breit! Ohne die anschließende OP am 12.03.2008 wäre mich die rechte Schulter ständig bei jeder Innenrotation eingerastet, was auf Dauer sicherlich nicht schön ist.
Schulter OP – Der Abend davor
Am Abend zu vor hatte ich noch mehrere interessante, aber auch erschreckende Gespräche mit den operierenden Ärzten, die mir die CT Bilder vom Unfall-Tag zeigten und nebenbei alles erklärten. Am erschreckensten vom Ganzen war wohl die Art und Weise, wie die Ärzte die Einzelheiten erklärten. Sehr Trocken und irgendwie vollkommen unberührt.
Im Nachhinein kann ich den Ärzten das gar nicht übel nehmen, weil die so was fast alltäglich haben/machen und man sicherlich auch in diesem Beruf abstumpft…
Das Anästhesiegespräch verlief auch ähnlich und mit einem unwohlen Gefühl der Ungewissheit ging es dann wieder zurück auf mein Zimmer… Irgendwie wurde mir jetzt erst bewusst, was das alles in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Schulter OP – Augen zu und durch
Wie jeden morgen begann der Tag mit dem Wurf aus den Betten um 6.30 Uhr. Pünktlich um 7 Uhr ging es an in OP-Zwirn, Thrombosestrümpfe und 2 geschluckter Tabletten (1 Beruhigungs- und 1 Schmerztablette) ab in den OP.
Im Vorraum des OPs warteten schon die zwei Anästhesisten auf mich, um mir den Schmerzkatheder zu legen. Ich kann euch sagen, angenehm ist was anderes ^^
Zuerst wird der Hals, in meinem Fall die rechte Seite betäubt. Dann ging es auch schon ans Eingemachte. Mit Strom werden dann die Muskeln/Nerven (?) gereizt. Der Anästhesist geht sämtliche Nervenbahnen durch sieht anhand des kontrahierenden Muskels, welche Nerven er gerade gereizt hat.
Auf jeden Fall zuckte erst der Rücken im Sekundentakt, dann der Bizeps und zum Schluss, „Volltreffer“, bewegte sich die Schulter. Auweia…das war nicht sehr schön…
Nachdem der richtige Nerv gefunden war, bekam ich auch schon die berühmte Narkosemaske auf, mit dem Befehl, schön tief einzuatmen. Das Einatmen war aufgrund der betäubten rechten Brust gar nicht mehr so einfach, aber irgendwie schaffte ich es dann doch…
Während der OP bemerkte ich zum Glück gar nichts. Meine Narkose endete für mich pünktlich im Aufwachraum.
Schulter OP – Was wurde gemacht?
Der Chefarzt der Unfallchirurgie erklärte mir ein paar Tage später noch mal sehr detailliert was im OP genau gemacht wurde.
Zuerst, ein Schnitt über die Schulter von Oben (Höhe Schlüsselbein) bis fast in die Axel. Der vordere Muskel (Brustmuskel?) wurde durchtrennt, da dieser genau vor dem Schultergelenk liegt.
Anschließend wurde von vorne in den Humerus (Schultergelenkskopf) ein kleines Loch rein gebohrt und mit „Hammer und Meißel“ der hintere Teil des Humerus (Reverse Hill Sachs Syndrom) ausgebeult. Das Ausbeulen erfolgt vom Ablauf ähnlich wie beim Auto 😉
Nachdem das Reverse Hill Sachs Syndrom (4 cm lang, 1 cm tief, 1 cm breit) ausgebeult war, musste noch die entstandene Leere im Humerus aufgefüllt werden. Dazu setzten die Chirurgen einen 10 cm Schnitt am rechten Hüftkamm und füllten den Humerus mit der dort gewonnenen Spongiosa (anorganischen Material, kein Knochenmark!) auf.
Zum Schluss wurde alles in wieder zugenäht, der Arm wieder im Gilchrist Verband verpackt. Die gesamte OP war ursprünglich für 2 Stunden vorgesehen, musste aber um 1 Stunde verlängert werden.
Nach der Schulteroperation – Zurück auf Station
Irgendwann ging es dann wieder zurück in mein mittlerweile total leeres Zimmer.
Neben dem periodischen „Surren“ der Schmerzpumpe meines Schmerzkatheders kam ich dann langsam zu mir. Zuerst bemerkte ich zwei Aften (durch den Tubus) an meinem Lippen und dann den Schmerz. Der Schmerz in der Hüfte überstrahlte jeglichen Schmerz in der Schulter.
Fürchterlich… Der Schmerz in der Hüfte ist unglaublich. Wie kann nur ein so kleiner Schnitt dermaßen schmerzen…?
Zu den Schmerzen kam dann noch die sehr unangenehme Liegeposition hinzu. Ich lag auf dem Rücken. Mein Kopf war noch nach links gedreht. Der Gilchrist Verbrand war so was von straff, dass er regelrecht im Nacken drückte. Die Schwestern und Pfleger kamen regelmäßig rein und erkundigten sich nach meinem Wohlbefinden.
Auf Nachfrage gab mir dann ein Pfleger Kopfhörer, damit ich mich in diesem verpeilten Zustand etwas mit Radio ablenken konnte. Also Radio solltet Ihr immer haben! Nach der OP bietet die Musik eine willkommene Ablenkung!
Mit der Zeit und unzähligen Schmerztropfen später wurden die Schmerzen dann erträglich und ich konnte meine sehr unbequeme Liegeposition etwas korrigieren.
Sicherlich lag ich dann nicht besser, aber die Schmerzen wurden erträglicher. Auf Nachfrage erhöhte der zuständige Anästhesist die Schmerzmitteldosis der Schmerzpumpe von 0,6 ml/h auf 1ml/h.
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