Tipps beim Segeln mit wenig Wind – Schwachwindtrimm (1-2 Bft)

470er segeltrimm schwachwind 111

Segeln ist ziemlich einfach und mit genügend Wind (ab 2bft) lässt sich jede Jolle ohne großes Können segeln, egal wie alt das Boot oder schlecht die Segel sind. Möchte man allerdings „schneller“ und effizienter Segeln, so muss man sich schon etwas mehr mit dem Segelboot, der Technik und vor allem dem richtigen Trimm der Segel beschäftigen.

Bei örtlichen Regatten kann man sich dann wunderbar mit anderen Segelbooten, im besten Fall gleicher Bootstyp, vergleichen und die Eine oder andere Einstellung (Twist der Segel, Segelstellung) abschauen. Sicherlich werdet ihr mit altem Material schwerer Regatten gewinnen als mit Neuem, aber mithalten und nicht mehr abgeschlagener Letzter zu sein macht auch schon Spaß. Schauen wir uns erst mal den Schwachwindtrimm an.

Ich segel seit 2013 und von 2015 bis 2018 mit eigener 470er Jolle, bzw. seit 2019 mit eigenem 505er die im Vergleich zu den Vereinsjollen (Ixylon’s) wirklich jede Menge Möglichkeiten zum Trimmen der Segel bietet.

Bevor wir weiter in den Schwachwindtrimm der Segel und des Bootes absteigen, muss noch folgendes gesagt sein:
– Jedes Boot hat seine eigenen Trimmeinstellung/-werte, da es aufgrund des Alters die Rumpfstabilität abnimmt. Auch ältere Segel verlieren mit der Zeit ihre Form. „leiern aus“
– Für aktuelle Boote mit aktuellen Rigg und Segeln kann man Trimmtabellen (Tuninggrids) von den Segel-Herstellern beziehen.
– Trimmtabellen (Tuninggrids) und Trimmtipps bieten meistens auch die Klassenvereinigungen an. Eine wirklich sehr ausführliche Trimmanleitung ist auf der Webseite Klassenvereinigung für 505er zu finden.
– letztendlich müssen die Segel so getrimmt werden, dass die Gleitjolle (z.B. 470er, 505er) möglichst aufrecht fährt und die Windbändsel horizontal auswehen bzw. immer mal nach Lee abklappen.

Bei wenig Wind hat der Wind wenig Kraft um an den Segeln entlang zu strömen und Vortrieb zu erzeugen. Deshalb muss man dem Wind viel Form/Profil anbieten und mit dem Segel möglichst viel Wind einfangen. In der Praxis heißt das viel Twist und wenig Bauch in das Großsegel und das Vorsegel rein zubringen. Wie ihr das macht wird im Folgenden beschrieben. Ist das Segel zum Beispiel zu bauchig, reist die schwache Windströmung ab.

Vorsegel – Schwachwindtrimm

– Fockholepunkte nach vorne
– Fockholepunkte hoch und innen (sorgt für Twist in der Fock)
– Fockschot möglichst locker/offen fahren

Großsegel – Schwachwindtrimm

– Traveller nach Luv (Baum muss mittig oder im LUV sein)
– Cunningham ansetzen um den Bauch des Großsegels bei etwa 45% des Segels zu platzieren
– Unterliek straff durchsetzen (erzeugt mehr Twist)
– Mastbiegung möglichst gering, was ihr durch die Mastkeile erreicht
– Großschot ebenfalls möglichst locker/offen fahren

Bootstrimm (horizontal)

Es ist kaum vorzustellen wie sehr der Spiegel eines Bootes gerade bei wenig Wind bremsen kann. Der Spiegel bremst mehr als eine dicke Bugwelle. Deshalb muss bei wenig Wind das Crewgewicht nach vorne/ ganz nach vorne wenn das Boot schneller fahren soll, damit das Heck des Bootes höher kommt und das Wasser am Heck/Spiegel „sauberer“ zusammenströmen kann.

Bootstrimm (vertikal) / Krängung

Es gilt der oberste Grundsatz: Gleitjollen müssen aufrecht gesegelt werden! Also müsst ihr alles machen damit das Boot aufrecht bleibt. Bei wenig Wind wird das ziemlich einfach auch ohne Trapez sein. Eventuell leichte Krängung nach Lee.

Schwert

Bei wenig Fahrt wird das Schwert nicht genügend Kraft entwickeln um die Abdrift des Bootes vermeiden. Deshalb sollte es beim „am Wind“-Kurs komplett ausgeklappt sein. Bei den restlichen Kursen kann etwas aufgeholt und beim Vorwindkurs fast komplett aufgeholt werden.

Ein paar Anmerkungen zu den Unterschieden im Trimm…

Seit dem ich 505er segel ist das Augenmerkt noch mehr auf den Trimm des Bootes gerichtet, da der Segeltrimm hier eine größere Auswirkung als beim 470er hat. Dabei kommt mir dir Freitagsregatta in Rostock immer recht gelegen, da in der Regel 2-4 505er am Start sind und man dann die Segeleinstellungen gut beobachten kann.. Beim Durchlesen der sämtlicher Trimmanleitungen der unterschiedlichen Bootsklassen wie 505er, FD, 29er etc. kommen aber auch immer Unterschiede im Trimm zum Vorschein. Letztens hatte ich als Drittplatzierter einen guten Blick auf den führenden 505er und den knapp dahinter liegenden FD. Der 505er hatte ein flaches Großsegel mit einem sehr großen Twist / offenes Achterliek, währen der FD knapp dahinter ein eher bauchigeres Segel mit wenig Twist / geschlossenen Achterliek hatte. Trotz des unterschiedlich eingestellten Großsegels waren beide dicht zusammen, wobei sicherlich auch der Unterschied des Großsegel-Trimm’s durch die Fock beim 505er und die Genua des FD’s beeinträchtigt wurde.

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